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»Also?«, fragte der Inspektor noch einmal.
Der Junge zögerte. »Na ja«, antwortete er, »das ist sie.«
»Okay, und wie heißt sie?«, setzte der Inspektor nach. Einen
Augenblick lang schien es ihm, als hätte er eine wunde Stelle
getroffen. Der junge Rocker, der sich selbst nur T.J. nannte, senkte
kurz den Blick. »Das weiß ich nicht«, antwortete er kleinlaut.
Inspektor Shauny schüttelte wütend den Kopf. Er hasste es, sich
von jugendlichen Möchtegern-Rebellen zum Narren halten zu lassen.
»Willst du mir etwa sagen, dass ihr euch gegenseitig die Zunge in den
Hals steckt und du noch nicht einmal weißt, wie sie heißt?«
»Na und«, entgegnete T.J. trotzig, »ist das etwa verboten?«
»Das nicht. Aber was sie getan hat, schon.« Shauny drückte die
»Pause«-Taste des Rekorders.
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»Hör mal, mein Junge«, sagte er in einem sanfteren Tonfall, »ich
kann zwar verstehen, dass du deine Freundin schützen willst aber
hier geht es um Mord.«
T.J. lachte nur trocken auf und schüttelte den Kopf. »Mann, sie ist
doch keine Mörderin!«
»Bist du da sicher?«
Inspektor Shauny und T.J. blickten überrascht auf, als der massige
Mann zu ihnen an die Theke trat. Shauny musterte den Fremden von
oben bis unten. Der Typ sah aus, als wäre er in einer Kneipe wie
dieser hier geboren worden. Ein aufgeknöpftes Hemd spannte sich
über einem dunklen T-Shirt, die Haare fielen ihm bis weit in den
Nacken und die Jeans endeten in schweren Biker-Stiefeln. Doch am
beeindruckendsten war der sauber gestutzte schwarze Vollbart, der am
Kinn von zwei grauen Strähnen durchzogen wurde. Trotz seines
provozierenden Outfits vermittelte der Mann einen gepflegten
Eindruck. Er sah aus wie jemand, der gut für sich selbst sorgen konnte
und sich keine Sorgen darum machen musste, wie er die nächste
warme Mahlzeit oder das nächste Bier bezahlen sollte.
»Sie wissen, was passiert ist?«, fragte Inspektor Shauny den
Fremden.
»Allerdings«, grollte dieser mit dunkler Stimme. »Ich habe es mit
eigenen Augen gesehen.«
T.J. lachte verächtlich auf, aber der Inspektor achtete gar nicht auf
ihn. »Haben sie die Mörderin sehen können?«
Der Mann mit dem Vollbart deutete mit einem Kopfnicken auf den
Fernseher über der Bar. »Oh, ja«, sagte er. »So deutlich, wie ich sie
jetzt sehe.«
Inspektor Shauny und T.J. blickten auf den Fernseher, auf dem ein
Bild festgefroren schien.
Eine attraktive junge Frau stand mit einem Holzbrett in der Hand
über dem reglosen Körper des Mordopfers. Wie es der Zufall wollte,
blickte sie genau in diesem Augenblick ohne es zu ahnen direkt in
die versteckte Kamera.
Kein Zweifel. Es war Prue.
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»SCHAU MAL, WAS ICH gefunden habe!«, sagte Phoebe stolz.
Prue war in die Liste der Hochzeitsvorbereitungen vertieft und
blickte nicht auf, als ihre Schwester neben ihr einen Gegenstand auf
den Küchentisch stellte.
»Ich hoffe«, seufzte Prue, »es ist nichts, was wir extra für die Feier
angeschafft haben.«
»Oh«, entgegnete Phoebe lächelnd, »ich denke, nicht.« Mit diesen
Worten schob sie einen uralten, prächtigen Trinkbecher aus
Kristallglas in Prues Gesichtsfeld. Prue brauchte ein paar Sekunden,
um zu verarbeiten, was sie da sah, dann griff sie begeistert nach dem
Glas. »Ist das & «
»Allerdings«, strahlte Phoebe, »Melinda Warrens Ritual-Kelch. Ich
dachte mir, Piper würde sich freuen, ihre Hochzeitszeremonie mit
einem Schluck aus demselben Becher abzuschließen, mit dem schon
unsere Lieblings-Vorfahrin ihre Hochzeit besiegelt hat.«
Prue hielt den Becher ins Licht und beobachtete, wie die
Sonnenstrahlen in dem feinen Schliff des Gefäßes gebrochen wurden
und die Regenbogenfarben erkennen ließen. Piper würde sich sehr
darüber freuen.
Doch dann fiel Prues Blick wieder auf die Liste vor ihr. Die »Zu-
erledigen«-Punkte füllten noch eine ganze Seite aus. Wer hätte
gedacht, dass eine Hochzeit mit so viel Arbeit verbunden war?
»Okaaay«, murmelte Prue, »jetzt müssen wir uns nur noch überlegen,
wo wir den Tisch mit dem Büffet aufstellen.«
»Äääähm«, sagte Phoebe etwas kleinlaut und machte dann eine
Pause, als ob sie sich nicht trauen würde, den Satz zu beenden.
Prue richtete sich auf und runzelte die Stirn. Sie kannte diesen
Tonfall bei ihrer kleinen Schwester nur zu gut.
»& vielleicht sollten wir damit warten«, fuhr Phoebe endlich fort,
»bis Cole hier ist. Er kann uns ja dabei helfen.«
Der Testballon war gestartet. Jetzt ging Phoebe ein paar Schritte
durch den Raum und wartete auf Prues Reaktion. Prue ließ die Worte
ihrer Schwester auf sich einwirken und holte dann tief Luft.
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Cole.
Prue wusste, dass Phoebe diesen Ex-Dämon liebte, aber das
änderte nichts daran, dass er genau das war: ein Ex-Dämon, eine
Kreatur des Bösen, die mehrfach versucht hatte, die Halliwell-
Schwestern zu töten. Gut, Cole hatte sich von der bösen Seite
abgewandt und gab sich ernsthaft Mühe, seine dämonische Seite zu
unterdrücken. Trotzdem traute Prue ihm immer noch nicht ganz.
Niemand konnte schließlich sagen, ob seine dämonische Hälfte nicht
doch eines Tages wieder durchbrechen würde wenn niemand mehr
damit rechnete und sie alle drei überrascht und ungeschützt waren.
In einem Anfall von Trotz stemmte Phoebe die Arme in die Hüfte.
»Du wusstest doch von Anfang an, dass Cole zur Trauung kommt!«
Prue seufzte und schüttelte den Kopf. »Zur Trauung schon«,
entgegnete sie, »aber der Tag sollte der Familie gehören.«
Phoebe schlug schuldbewusst die Augen nieder.
Doch Prue war noch nicht fertig. Sie wollte ihrer Schwester nicht
wehtun, aber was jetzt kam, musste gesagt werden. »Und es tut mir
Leid, Phoebe«, fuhr sie fort, »aber Cole gehört nicht zur Familie. Und
er ist immer noch ein Dämon. Ich glaube nicht, dass Piper ihre
Hochzeit mit einem Dämon & «
Prues Satz wurde von einem scharfen Schrei unterbrochen.
Das war Piper.
Die beiden Schwestern stürmten aus der Küche ins Wohnzimmer.
Mit weit aufgerissenen Augen duckte sich Piper hinter das
Treppengeländer. Zum Glück waren die Streben des Holzgeländers
bereits mit bunten Girlanden geschmückt, sodass sie dem neugierigen
Betrachter nicht allzu viele Einblicke erlaubten.
Piper hatte sich eilig ein Handtuch um den Körper geschlungen
und trug sonst nichts, außer ein paar Lockenwicklern im Haar.
»Verschwinde«, rief sie, »es bringt Unglück, die Braut vor der
Hochzeit im Brautkleid zu sehen, weiß du das nicht?«
Leo legte den Kopf schief und lächelte. »Aber du trägst doch gar
kein Brautkleid«, schmunzelte er.
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»Aber dasselbe gilt für, äh, die Lockenwickler der Braut. Mach,
dass du verschwindest!«, rief sie schüchtern.
Als Leo keine Anstalten machte, sich von der Stelle zu rühren,
verdrehte Piper die Augen, presste das schmale Handtuch fester um
ihren Körper und lief die Treppe zu ihrem Zimmer hinauf. Leo sah ihr
noch lächelnd hinterher, als Prue und Phoebe in den Flur stürmten.
»Was ist hier los?!«, rief Prue. Sie hatte sich schon darauf gefasst
gemacht, Piper im Kampf mit einem Dämon vorzufinden, stattdessen
grinste Leo die beiden Neuankömmlinge an.
»Oh, Leo«, sagte Prue. »Du bist schon hier.« Es war immer noch
etwas gewöhnungsbedürftig, dass Wächter des Lichts nicht unbedingt
die Tür benutzen mussten, wenn sie irgendwo hinein wollten. Diese
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